Meine Geschichte.

Veröffentlicht auf von Mr.Lifestyle

 

 

Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Artikel poste ...

Ich habe Angst, dass ihr denkt ich möchte mit dem Artikel nur Besucher oder Kommentare bekommen. - Nein, definitiv nicht! Ich möchte mir das bloß von der Seele reden und euch ein bisschen aufklären.

 

Seit ca. 4 Jahren habe ich ein Problem mit dem Essen. Ich rede nicht wirklich über meine Probleme und deswegen habe ich einen Ausgleich zum Reden gesucht und bin (leider) beim Essen hängen geblieben. Wenn es mir nicht gut ging, bin ich an den Kühlschrank gegangen und habe den Käse, die Wurst oder das Müsli gegessen - ansich ist das auch noch normal, aber mit der Zeit wurde es schlimmer! Irgendwann hat die Packung Käse nicht mehr ausgereicht um meine Gedanken zu betäuben und es musste die zweite, dritte und vierte Packung dazu. Meine Eltern haben sich natürlich Sorgen um mich gemacht und wollten mir helfen, indem sie mir das Essen wegnehmen. Dass es kontraproduktiv war, wissen wir erst seit ich in Therapie bin. Auf jeden Fall habe ich, als sie mir meinen "Tröster" weggenommen haben, aggressiv reagiert. Ich habe die Tür zugeschlagen, dass sie rausspringt, gegen die Wand geboxt und sinnlos um mich gehau`n. Alle haben unter der Situation gelitten, und deshalb bin ich mit 13 in das psychatrische Klinikum Stralsund gegangen. Ich war zu der Zeit in der Pubertät, was sicherlich auch zu meinem katastrophalen Verhalten beigetragen hat. Nunja, nach gut 10 Wochen kam ich wieder nach Hause und es lief besser - zumindestens für den ersten Monat. Dann wurde es schlimmer als zuvor. Aber anders schlimm. Ich habe mich zurück gezogen, und war nicht mehr aggresiv gegenüber der Wand oder meinen Eltern. Ich war aggressiv gegenüber mir selber. In dieser Phase, mit 14 Jahren, habe ich angefangen mich selbst zu hassen - für alles, was ich meinem Umfeld, meinen Eltern und meinen Freunden angetan habe. "Ich bin an allem schuld!" oder "Ich bin so richtig scheiße, scheiße, scheiße" - Das sind Gedanken, die mir in der Zeit den ganzen Tag durch den Kopf gegangen sind. Ich habe mich in der Zeit selbst geschlagen. Ja, es klingt heftig! Aber ich konnte es nicht steuern und habe wie bekloppt auf meine Oberschenkel geschlagen. In dieser Zeit, habe ich auch begonnen mich mit Essen zu bestrafen. "Ich habe es nicht anders verdient - ich muss essen damit mir übel wird." Ich habe (heimlich bzw. zusätzlich)  gegessen, so viel bis ich mich wegen Bauchschmerzen hinlegen musste. In einer Therapiesitzung bei meiner Psychologin, bei der ich seit meinem Klinikaufenthalt bin, sagte ich, dass es so nicht geht und dass ich zu allem bereit wäre damit es mir eindlich wieder besser geht. Wir guckten zusammen im Internet nach Möglichkeiten und fanden die Internetseite der "Klinik am Korso". Das ist eine Facheinrichtung für gestörtes Essverhalten. Ich sprach mit meiner Therapeutin und meinen Eltern und wir machten ein Vorgesprächstermin aus mit der Klinik - Danach ging alles relativ schnell. Ich kam mit 15 Jahren in die Klinik und kam nach 13 Wochen wieder nach Hause. Ich möchte auf die Zeit in der Korso-Klinik nicht weiter eingehen, aber soviel möchte ich dazu sagen - Es hat geholfen! Bei mir wurde festgestellt, dass ich stark schwankende depressive Verstimmungen habe, Binge-Eating (Meine Essstörung) und nunja, ca. 2 Monate nachdem ich wieder zuhause war bekam ich unterstützdende Tabletten  wegen den Verstimmungen, die ich bis heute noch nehme.

Ich habe mich verändert, soviel steht fest!

Jetzt bin ich ein sehr ruhiger, schüchterner Junge, der nicht mehr agressiv sonder eher regressiv ist, der jeden Tag 1-3 Rollen Doppelkekse zusätzlich zum normalen Essen isst, der an Oberschenkeln, Bauch, Schultern und Armen Schwangeschaftsstreifen hat, der sich sozial total zurück gezogen hat (wenig mit Freunden machen, Absagen etc.) und der emotional abgebrühter ist. Das soll nicht heissen, dass ich nicht lache oder sonstiges. Aber zum Beispiel kann ich nicht wirklich weinen. Ich habe seit einer Ewigkeit nicht geweint, obwohl ich jeden Tag traurig und deprimiert bin. Ich habe den Hass gegen mich und meinen Körper verstärkt und ausgeprägt - so stark, dass ich den Blick in den Spiegel an schlimmen Tagen nicht ertragen kann, ohne das Gefühl zu haben "Ich muss den Spiegel zerschlagen".

Ich achte so sehr auf mein Aussehen und meine Pflege, weil ich (leider) denke, dass ich mit einer schönen Fassade von meinem echten Gesicht ablenken kann - ich habe eine sehr dicke und große Mauer um mich aufgebaut und ich kann mich sehr gut verstellen.

Das ist Segen und Fluch zugleich.

Ja, das war meine Geschichte. Ich hoffe, ihr denkt jetzt nicht,

dass ich geistesgestört oder total krank bin :(

 

Keiner weiß von all dem Kram den ich gesehen habe,
dem Zeug, das ich erlebt habe.

Keiner weiß, warum ich so bin, wie ich bin,
und welche Dinge mich geprägt haben.

Keiner weiß, weswegen Menschen sich verändern
und plötzlich ganz anders sind.

Doch ich weiß, dass die Vergangenheit mich prägt
und zu dem macht, was ich bin.

(Diesen Spruch finde ich sehr passend und persönlich.)


Ich hoffe, ihr versteht jetzt auch, warum ich manchmal nicht blogge - es geht einfach nicht.

Ich finde, es sollte nicht länger geschwiegen werden, was solche Probleme angeht.

Ich habe mich geöffnet euch gegenüber und nunja, ich fühle mich besser,

da ich jetzt offen darüber geschrieben habe. :)

 Natürlich ist noch mehr passiert, aber das ist zu persönlich. Ich hoffe ihr versteht das.

 

Ich möchte trotzdem ernst genommen werden und genau so respektiert wie jeder andere Mensch auch.

 

Wenn ihr Fragen habt oder mit mir über das Thema schreiben wollt - schreibt mich an. Ich setzte euch hier nochmal einen Link hin, wo "Binge Eating" nocheinmal sehr gut erklärt wird

-> Gute Erklärung.

 

watn

 

PS: Mal sehen, ob ich den Artikel später wieder lösche ...

Veröffentlicht in Privat

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L
<br /> Lukas, ich finde es sehr mutig von dir ! Ich habe total bei diesem text mitgefühlt & hoffe das dir es eines Tages richtig gut geht & dann auch für immer ! ♥<br /> <br /> <br />
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M
<br /> <br /> Danke, ich werde nicht aufgeben und weiterhin versuchen zu kämpfen.<br /> Natürlich ist es schwer, aber es lohnt sich es zu versuchen - das weiß ich !<br /> Ich hoffe natürlich auch, dass es mir (bald) wieder besser bzw. gut geht :)<br /> <br /> <br /> <br />
L
<br /> Ich finde das richtig gut von dir, dass du dich hier so öffnest :)<br /> Ich kann dich gut nachverstehen. Übrigens hatte ich auch essprobleme, aber eher im Gegenteil, dass ich ne Zeit lang nichts gegessen habe, aber auch aus depression undso ...<br /> :*<br /> <br /> <br />
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L
<br /> <br /> Ja, das ist mir auch nicht leicht gefallen<br /> :/                                                                                                           <br /> Du kannst stolz auf dich sein, dass du die Essstörung besiegt hast!<br /> Das ist ein Kampf - und DU hast ihn gewonnen. :)<br /> <br /> <br /> <br />
G
<br /> Gerne Gerne!; (: :*<br /> <br /> <br />
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G
<br /> Passt - falls du mal jemanden zum Reden brauchst, bin gern für dich da (:<br /> <br /> <br />
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L
<br /> <br /> Okay, das ist wirklich liebt von dir :*<br /> <br /> <br /> <br />
G
<br /> sicherlich, ich war oft auch nur am verzweifeln - ist jetzt auch nicht viel besser geworden, aber ich denke für etwas lohnt es sich ja zu leben; Und das hilft einem dann in diesen Zeiten.<br /> <br /> <br />
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L
<br /> <br /> Sehe ich auch genauso :*<br /> <br /> <br /> <br />